Was geht wirklich?

Leica M10-R mit Noctilux-M 50/1.2 asph.

 

Der Vergleich zur Leica SL2-S

Mit der Leica SL2-S lassen sich nachts mit dem vorhandenen Licht sehr gute Aufnahmen erstellen. Die nutzbare ISO-Spanne geht mindestens bis 25.000 ISO, wenn nicht sogar mehr – das hängt von den Motiven ab. Bei einem Sturm an der Ostsee habe ich das folgende Bild bei ISO 16.000, Blende 2.0 und 1/100 s Belichtungszeit aufgenommen. Nach ein wenig Bearbeitung kann man kaum noch ein Bildrauschen erkennen. Das Bild entstand während eines Leica Academie Workshops in Zingst auf der Halbinsel Darß. Hier mein review zur Leica SL2-S.

Leica SL2-S mit Summicron-SL 50/2 asph.

 

Nachtfotografie Leica M10-R

Da ich die SL2-S nicht immer mit mir herumschleppen wollte, hab ich des Öfteren versucht, auch mit der M10-R nachts aus der Hand zu fotografieren. Ein Stativ setze ich nur ein für meine Videoaufnahmen und daher habe ich es so gut wie nie auf meinen Fotogängen dabei. Also sollte die M10-R auch etwas abliefern, was der SL2-S wenigstens im Ansatz nahe kam. Natürlich hat die M10-R keine Stabilisierung und auch der Sensor ist höher aufgelöst, was beides dazu beiträgt, dass man schneller verwackelt. Insofern sind lange Zeiten aus der Hand fast aussichtslos, wenn man die Kamera nicht irgendwo auflegen kann. Hier fasse ich noch einmal die Merkmale zusammen, die das Fotografieren aus der Hand mit der M10-R negativ beeinflussen:

  • Kamera ist leichter = mehr verwackelt
  • der Sensor ist höher aufgelöst = höheres Rauschen
  • keine Stabilisierung = mehr verwackeln
  • Scharfstellung nachts mit Messsucher schwieriger = mehr Unschärfe durch falschen Fokus
  • Vorteil: schnellere Objektive, also bis Blende 1.2 bei mir vorhanden

Nach einigen Versuchen konnte ich feststellen, dass Folgendes auf die Nachtfotografie für mich zutraf:

  • nicht so gut geeignet, wie die SL2-S
  • schwieriger zu fokussieren, also einfach mehrere Aufnahmen machen, wenn möglich
  • ISO-Einstellung max. auf 1.600, besser auf 800
  • Belichtungszeit möglichst nicht unter 1/60s, mit aufstützen bis 1/30s und geringer möglich, je nach Motiv

 

Fazit • Nachtaufnahmen aus der Hand

Hier ein paar Beispiele mit Angabe der Belichtung. Natürlich muss man die Bilder bearbeiten, sonst ergibt das kaum vernünftige Aufnahmen. Eine dezente Unterbelichtung bis zu 1,5 Stufen ist möglich und auskorrigierbar. Mein Fazit lautet: Es ist bei Beachtung einiger Dinge durchaus möglich, aus der Hand mit der M10-R nachts zu fotografieren. Selbst ein ISO 4000 lässt sich beherrschen, ist aber nicht zu empfehlen. Bei bewegten Objekten ist ein schneller Fokus sehr schwierig.

 

Das folgende Bild einer Nachtaufnahme der Stralsunder Altstadt mit einer Spiegelung im fast spiegelglatten Wasser erforderte mehrere Versuche. Eine längere Belichtungszeit als 1/30s brachte an diesem Tag keine Ergebnisse. Ich musste 1,5 Stufen unterbelichten und dass trotz Blende 1.4 am Noctilux. Die Blende 1.2 wollte ich nicht nutzen wegen der Randunschärfen. Es hätte also auch das Summilux gereicht. Bei ISO 1.600 war schon ein Rauschen ersichtlich, welches sich nicht mehr so schön weg korrigieren ließ, es wäre aber noch ok, je nach Endbetrachtung des Bildes. Auf Grund der Entfernung zum Hauptmotiv ist die Schärfe bei Blende 1.4 ausreichend gut. Es wurden ca. 70 Prozent des gesamten Bildes genutzt, also ein leichter Crop, um den Bildausschnitt zu verbessern. In LR wurde etwas nachgeschärft, die Belichtung angepasst und das Rauschen herausgerechnet.

Leica M10-R, Noctilux 50/1.2 asph., Blende 1.4, 1/30 s, ISO 800

 

Das folgende Bild der weißen Brücken in Stralsund wurde am späten Abend aufgenommen, so dass der Himmel noch gut erkennbar war. Die reale Szenerie war etwas dunkler. Das APO Summicron liefert schon bei Offenblende eine hervorragende Schärfe, so dass nur vernünftig fokussiert werden musste, was bei diesem Bild auch durch mehrere Versuche realisiert werden kann. In LR wurde die Belichtung angepasst. Ein Entrauschen war nicht notwendig und wenn man dies doch machen möchte, dann auf einem niedrigen Niveau. Die Farben muss man etwas anpassen, da natürliches und Kunstlicht zusammen verarbeitet werden mussten.

Leica M10-R, APO Summicron 50/2 asph., Blende 2.0, 1/90 s, ISO 400

 

Das folgende Bild einer Spiegelung war mit dem APO mit Offenblende 2 nur bei 1/15s möglich, wenn man die ISO nicht höher schrauben wollte als 800. Besser wäre vielleicht ISO 1.600 und 1/30s gewesen aber das Bild ist noch ok. Es ist ein 70-prozentiger Ausschnitt aus dem Gesamtbild.

Leica M10-R, APO Summicron 50/2 asph., Blende 2.0, 1/15 s, ISO 800 – nicht aufgelegt

 

In dieser Situation war es schon relativ dunkel und der EV-Wert liegt bei ca. 4. ich habe etwas unterbelichtet und die Blende 1.2 genutzt. In einer hohen Vergrößerung sieht man, dass nur ein Teil des Blattes wirklich scharf ist, da die Schärfenebene bei diesem Motivabstand schon sehr schmal ist.

Leica M10-R, Noctilux 50/1.2 asph., Blende 1.2, 1/30 s, ISO 800

 

Das Bild läuft eher unter dem Thema Test aber wie man sieht, ist ein Fotografieren noch möglich. Ich denke hier ist so die Grenze des Machbaren. Lichtwert 0 bedeutet 1s bei ISO 100 und Blende 1.0. Bei dieser Aufnahme beträgt der Lichtwert 6,4 bei ISO 4.000. Übersetzt auf die Empfindlichkeit eines Belichtungsmessers bei ISO 100 bedeutet das, mit einem Lichtwert von etwas über 1 zu kalkulieren. Mein Sekonic Studio III kann diese “Helligkeit” nicht mehr messen. Ein Minolta Autometer schon, ein Profisix erst recht, denn er misst noch EV’s von -8. Am Rand des Bildes sieht man übrigens schön die Bildfehler des Noctilux M 50/1.2 asph. mit der Objektivrechnung aus dem Jahr 1966.

Leica M10-R, Noctilux 50/1.2 asph., Blende 1.2, 1/60 s, ISO 4000

 

Hier mal ein “Test” mit einem bewegten Objekt und direktem Mitziehen, also ohne Vorfokussierung auf einen bestimmten Punkt. Deshalb auch die kurze Zeit. Das Fokussieren ist jedoch nicht immer sicher möglich, so dass es zu Fehlschüssen kommt.

Leica M10-R, Noctilux 50/1.2 asph., Blende 1.2, 1/500 s, ISO 1.600

 

 

mit dem Noctilux ist auch die Blende 1.2 möglich aber mit Abstrichen wegen der Schärfe in den Randbereichen