Die letzte digitale M im alten Kleid

Leica M10-R • Zeitenrad mit Automatikfunktion

Die Leica M10-R ist die vorläufig letzte Kamera in meiner M-Reihe. Sie erfüllt alle klassischen Designmerkmale, wie ich an der M immer so gemocht habe. Die Bauform entspricht in etwa der einer MP und unterscheidet sich von den etwas größeren Gehäusen der ersten digitalen M-Kameras. Deckkappe und Bodendeckel sind noch aus Messing, so dass nach einer langen Benutzungszeit eine schöne Patina entsteht. Leider hat Leica mit der M11 diese Designmerkmale abgeändert, also Messing als Deckkappe und leider ist auch der Bodendeckel entfallen. Die nächste M wird also nicht M11 heißen, sondern Leica Q3. Die M10-R genügt allen Belangen in meiner Fotografie und daher gibt es vorläufig keinen Bedarf an einer Änderung. Bisher hat mir nur die digitale M9 richtig gut gefallen, wenn da nicht das größere Gehäuse wäre.

Leica M10-R mit Noctilux 50/1.2 asph.

 

Leica M10-R • Auswahl

Mittlerweile gibt es ein ganze Reihe digitaler M-Kameras und man kann zur Zeit zwischen M8 und M11-P auswählen. Die älteren Kameras dann nur als Gebrauchtgerät. Warum die M10-R? In die engere Auswahl kamen M10-P, M10-R und M11-P. Wegen der Tradition sollte es keine M11 werden und die eigentlich viel die Wahl auf die M10-P. Der Unterschied im Rauschverhalten war jedoch zu gering zur M10-R, so dass die Wahl schließlich auf die M10-R viel. Hier hat man dann noch etwas Spielraum beim Beschneiden. Ansonsten weist die Kamera einige gute Merkmale auf:

  • robust und in hoher Qualität gefertigt
  • wertstabil – aber lange nicht so wertstabil wie mechanische M-Kameras
  • Meßsucherkamera mit gutem Entfernungsmesser
  • sehr leise und unauffällig, leider aber mit rotem Punkt
  • nur minimalistische Bedienelemente
  • auch ISO lässt sich über einen Drehknopf einstellen

 

Leider hat sie aber auch Nachteile:

  • sehr teuer
  • der ISO-Knopf lässt sich nur frickelig herausziehen
  • als Digitalkamera verliert sie unweigerlich an Wert

 

Leica M10-R mit APO Summicron 50/2 asph.

 

leider mit rotem Punkt

 

Technik der Leica M10-R

Die M10-R stellt die Spitze der Entwicklung der vollmechanischen M-Kameras bei Leitz dar. Die Erfahrungen aus 50 Jahren sind in diesem Modell zusammen geflossen. Dementsprechend ist sind die inneren Werte hervorragend. Einige technische Merkmale sind:

  • alle Bedienelemente komplett aus Metall, Kameragehäuse ebenso
  • Metall-Lamellen-Schlitzverschluss, konkurrenzlos leise, weich, erschütterungsfrei
  • Meßsucher 0,73fach mit Einspiegelung der Brennweitenrahmen
  • TTl-Meßsystem mit Lichtwaage und sehr genauer Differenzierung, auch Anzeige der Zeiten, je nach Modus
  • mechanische Zeiten von 1s bis 1/4000s
  • 4,5 B/s in der Serienaufnahme
  • Abmessungen ca. 139 x 38,5 x 80mm, Gehäuse wiegt inkl. Akku ca. 660 g und ist damit etwas schwerer als die MP

 

Leica M10-R und Leica MP

 

ISO-Rad

 

Verschluss Leica M10-R

Der Metall-Lamellen-Schlitzverschluss unterscheidet sich stark vom Tuchschlitzverschluss der analogen Kameras. Leica hat es aber geschafft, den Verschluss noch etwas leiser zu machen, so dass das fotografieren in leisen Umgebungen ein Genuss ist und nicht stört. Klar kann man mit einer M11 oder SL2 auch völlig lautlos fotografieren aber irgendetwas “fehlt” dann. Der Verschluss ist immer geschlossen, dass heißt, der Sensor ist bei einem Objektivwechsel abgedeckt, was die Verunreinigung des Sensors herauszögert. Bei der M11 war dies nicht mehr der Fall, soll wohl aber mittlerweile durch ein Firmwareupdate bei einem Objektivwechsel nun ebenfalls so sein. 1/4000s ist sicher heutzutage keine Höchstleistung, reicht für die Streetfotografie aber allemal aus. Erst beim Fotografieren in der Sonne und Offenblende wird dies kritisch und man muss zu Filtern greifen. Das ist bei der M11 durch den elektronischen Verschluss natürlich besser gelöst. Ich hatte diesen Fall bisher nicht aber Portraitfotografen müssen darauf achten.

 

Akku der Leica M10-R

Der BP-SCL5 hat 8,2 Wh und reicht auch bei kalten Bedingungen im Winter eine sehr lange Zeit. Bei der Streetfotografie ist die Kamera bei mir ständig eingeschaltet und aktiviert, also tippe ich den Auslöser öfter an, damit die Kamera immer bereit ist für eine Aufnahme. In diesem Betriebsmodus hält sie viele Stunden am Tag draußen durch und ist somit voll praxistauglich. Ich habe es erst ein oder zweimal geschafft, den Akku während einer Tour zu leeren. Mit einem Zweiakku kommt man auf jeden Fall über den Tag. Das sind meine Erfahrungen.

 

Leica M10-R Akku und Bodenplatte

 

Kartenfach Leica M10-R

Um an das Kartenfach zu kommen, muss man die Bodenplatte abnehmen. Bei den heute üblichen großen Karten ist das kein Problem, denn eine Karte reicht den ganzen Tag, wenn man sie nicht zu klein wählt. Ein zweites Kartenfach ist nicht vorhanden, so dass sehr kritische Aufnahmen evtl. mit einer anderen Kamera gemacht werden sollten. Erst die M11 hat einen internen Speicher, so dass zwei Speichermöglichkeiten vorhanden sind. Um das Problem zu minimieren kann man kleinere Karten verwenden und in kürzeren Intervallen tauschen aber die Grundproblematik bleibt bestehen. In all den Jahren der professionellen und Freizeitnutzung hatte ich bisher nie ein Problem mit einer Karte. Ich nutze nur hochwertige Karten der bekanntesten Marken.

 

Leica M10-R Kartenfach neben dem Akkufach

 

Sucher Leica M10-R

Der Messsucher der Leica M10-R hat eine 0,73fache Vergrößerung und die Brennweitenrahmen 35 und 135 mm, 28 und 90 mm oder 50 und 75 mm werden eingespiegelt. Hierbei sollte man wissen, dass der Leuchtrahmen jeweils nur bei einer Einstellung von 2m den genauen Ausschnitt entsprechend der Sensorgröße zeigt und bei weiteren Entfernungen der Sensor etwas mehr (7-18 Prozent) und unter 2m etwas weniger anzeigt. Es gibt einen Parallaxenausgleich und in der Mitte des Suchers den Schnitt- und Mischbild-Entfernungsmesser. Mit einem Hebel auf der linken Seite an der Front der Kamera können die Leuchtrahmen der anderen Brennweiten paarweise sichtbar gemacht werden. Bei einem Objektivwechsel wird das richtige Brennweitenpaar automatisch eingeblendet. Die Beleuchtung erfolgt nicht mehr wie bei analogen Kameras über ein Lichtsammelfenster sondern elektronisch. Daher fehlt dieses Fenster auch an der Front der Kameras.

 

Leica M10-R ohne Lichtsammelfenster an der Front

 

Leica M7 mit Lichtsammelfenster an der Front neben dem roten Leica-Punkt

 

Wetterschutz Leica M10-R

Laut Angabe im Datenblatt von Leica ist die M10-R von 0-40 Grad Celsius einsetzbar und hat keinen großartigen Wetterschutz. Man muss also ein wenig aufpassen, wenn es regnet und die Kamera abschirmen. Im leichten Regen alles kein Problem aber wenn es stärker regnet, muss man sich etwas einfallen lassen. Bisher hat das bei mir auch geklappt und alle Kameras sind verschont geblieben, obwohl ich bei jedem Wetter fotografiere. Ich habe auch bei Temperaturen bis minus 15 Grad mit der Kamera gearbeitet und bei dickem Schneefall. Bisher hat sie alles klaglos überstanden. Trotzdem sollte man es nicht übertreiben. Im Winter, wenn die Temperaturen nicht gerade um den Nullpunkt liegen, ist auch der Wechsel von warm zu kalt ohne Probleme. Ich hab fast nie feststellen müssen, dass die Objektive oder das Gehäuse beschlagen waren, obwohl die Kamera stundenlang den kalten Temperaturen ausgesetzt war. Das liegt wahrscheinlich auch der niedrigeren Luftfeuchtigkeit bei tieferen Temperaturen.

 

Anwendung

Ich setze die M10-R hauptsächlich in der Streetfotografie und für Porträtaufnahmen ein, wenn ich digital fotografiere. Analog ist immer noch die MP meine beste Kamera.

 

Leica M10-R, Summicron-M 2/35 asph.