Nach 15 Jahren Leica M und diversen anderen Kameras aus der Sony-Alpha-Serie, hat vor einiger Zeit eine Leica SL2-S hier Einzug gehalten. Ich hatte die große digitale Systemkamera von Leica irgendwie lange nicht auf dem Schirm, bis ich eines Tages eine Reportage gesehen habe, die mit dieser Kamera gedreht wurde. Daraufhin musste ich sie unbedingt testen, denn die Qualität der Leicas und auch die Menüführungen haben mich immer beeindruckt. Das war auch bei dieser Kamera so. Daraufhin testete ich sie, in dem Glauben, dass sie meine Sony A7SIII ablösen könnte, die ich seit einigen Jahren für die vielen Videoproduktionen einsetzte.
Gleich vorweg: Das lief leider nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe. Warum sie dann doch bleiben durfte und warum ich sie immer mehr einsetze, erzähle ich auf dieser Seite. Wer lieber Videos zur Kamera ansehen möchte, kann auch mein Review auf YouTube ansehen:
Auf dieser Seite geht es primär nicht um die Technischen Daten, die kann man sich einfach bei Leica downloaden. Hier geht es um die Dinge, die meine Entscheidung beeinflusst haben, die Kamera zu behalten.
Einsatz bei mir
Wozu will ich eine solche Kamera einsetzen? Zuallererst soll sie für den fotografischen Einsatz zum Zuge kommen. Nachdem ich einige Kameras verkauft hatte, gab es keine vernünftige Kamera mehr, die ordentliche Fotos konnte. Die A7SIII hat einen zu kleinen Sensor mit 12 MP und war nicht so gut geeignet dafür. Nun habe ich wieder eine Kamera, die für meine vielen Buchbilder und für die Landschaftsfotografie super geeignet ist. Nur bei der Straßenfotografie war ich mir nicht sicher, denn da kamen immer nur die Leicas M zum Einsatz. Es dauerte eine Weile, bis ich alle Vorteile erkannte und auch der Größenunterschied ist nicht so immens zur Leica M. Mittlerweile kommt sie in der Straßenfotografie immer zum Einsatz. meist mit einem kleinen 2/50er Objektiv, also nicht die Apo-Variante.
Der Sensor
Dieser macht seine Hausaufgaben gut und ist mit 24 MP gerade so ausreichend. Mehr benötigte ich bisher nicht, auch wenn es manchmal von Vorteil wäre. Das Rauschverhalten ist gut und die Bilder lassen sich im DNG-Format gut bearbeiten. Für alle meine Aufgaben ist der Sensor und seine Auflösung gut geeignet.
Funktionen
Der Verschluss der SL2-S kann mechanisch und elektronisch gesteuert werden und im elektronischen Modus bis 1/16.000s. Der mechanische Schlitzverschluss schafft 1/8000s. Die lautlose Auslösung ist vor allem in ruhigen Situationen und bei der Straßenfotografie sehr gut einsetzbar. Die Bildfolgen bei gleichzeitigem AFC-Modus sind nicht so berauschend – gut dass ich sie nicht für die Sportfotografie einsetzen möchte. Die Belichtungssteuerung kann automatisiert und manuell erfolgen und lässt auch keine Wünsche offen. Gleiches gilt für diverse Weißabgleiche.
Autofokus
Der AF funktioniert im Fotomodus sehr gut, obwohl es ein Kontrastautofokus ist. Leider versagt er im Videomodus kläglich, so dass er hier nicht meine Erwartungen erfüllt hat und daher auch nicht meine Sony ersetzen konnte. Manuelle Fokussierung funktioniert dank Fokus Peaking und automatischer oder manueller Lupe sehr gut. Wenn es einen Nachfolger geben sollte mit Phasen+Kontrast-AF, werde ich sofort zuschlagen.
Videofunktionen
Die Videofunktionen sind sehr gut und für meine Bedürfnisse voll ausreichend. 4K/60 und auch Cine-4K sind vorhanden, ebenso diverse Log-Einstellungen. Wenn da nicht der AF wäre, dann hätte die Kamera längst meine Sony abgelöst. Die Einstellungen sind gut und schnell erreichbar. Die Qualität der Aufnahmen ist hervorragend. Man kann zwischen 35mm und APSC umschalten und behält die vollen 4K Auflösung, so dass man den Brennweitenbereich des Objektivs vergrößert.
Sucher und Monitor
Der hintere Monitor ist hell und kontrastreich und auch in der Sonne gut ablesbar. Der Sucher ist hervorragend und mein eigentliches Werkzeug beim Fotografieren und Filmen. Die Dioptrien lassen sich super schnell einstellen und auch verstellen, falls man ohne oder mit Brille abwechselnd arbeiten will. Alle Display- und Sucherinformationen lassen sich getrennt und umfangreich verstellen. Das Schnellmenü ist ebenfalls sehr übersichtlich und gut einstellbar. Hier ist das Display auch mittels Finger bedienbar.
Auch das kleine Display auf der Deckkappe macht Sinn, denn dort sind die wichtigsten Einstellungen immer im Blick. Interessant ist auch die Anzeige der Schärfentiefe, wenn man den Auslöseknopf antippt. Das geht natürlich nur mit AF-Objektiven.
Objektivnutzung
Neben den nativen SL-Objektiven können auch viele M- und R-Objektive genutzt werden. Es gibt jeweils einen M- und R-Adapter von verschiedenen Herstellern. Wer mit ROM-bestückten Objektiven arbeiten will, braucht die Leica-Adapter zwecks Übertragung der Informationen (Brennweite). Gerade im R-Bereich gibt es viele Objektive zu erschwinglichen Preisen und wenn man es nicht eilig hat, ist die manuelle Fokussierung überhaupt kein Problem. Man arbeitet mit Arbeitsblende und der Sucher oder das Display hellen das Bild entsprechend auf, um scharfstellen zu können. Je dunkler es ist, um so niedriger wird die Bildwiederholrate dabei. Das stört aber nur in den seltensten Fällen, z.B., wenn man das Objektiv schnell bewegen muss.
Der M-Adapter ist halb so schmal, wie der R-Adapter und die M-Objektive noch einmal deutlich kleiner. Damit ist die SL2-S kaum größer als eine M und auch nicht viel schwerer.
Akku
Der Akku ist groß genug, entspricht dem Akku der Q3 und lässt sich ebenso einfach einsetzen und herausnehmen. Die Herausfallsperre ist auch gut gelöst. Die Laufzeiten sind völlig in Ordnung. Bei der Straßenfotografie schaffe ich es kaum, den Akku zu leeren, wobei ich dort das hintere Display abgeschaltet habe. Im Videomodus hält der Akku lang genug durch, so dass ich mich nicht umstellen muss. Man sollte für ausgedehnte Vidoedrehs selbstverständlich mehrere Akkus dabei haben.
Gehäuse
Das Gehäuse erschien mir anfangs sehr klobig und unförmig. Mittlerweile mag ich es sehr und es lässt sich auch sehr gut über einen längeren Zeitraum damit arbeiten. Mittlerweile fühlt sich das besser an, als mit der M. Wobei die sich auch gut halten lässt. Die Knöpfe sind überwiegend nicht beschriftet und lassen sich alle bis auf die Displayknöpfe frei belegen. Das macht Sinn und sieht auch noch gut aus. Wenn. man die Kamera selten benutzt, mag das vielleicht ein Problem sein. Die Konfigurationen lassen sich abspeichern und schnell wählen (6 Speicherplätze). Um die Belegungen dauerhaft zu sichern, kann man sie einfach auf der SD-Karte speichern.
Das Gehäuse ist IP-klassifiziert (IP54) und damit bei Wind und Wetter problemlos nutzbar. Dies kann man von vielen Kameras nicht sagen.
Fazit
Eine gelungene Kamera, es macht Spaß damit zu arbeiten. Nur der AF im Videobereich taugt nichts, was sehr schade ist, denn die Videofunktionen sind erstklassig.
Für die Fotografie hat sie sich bei mir durchgesetzt und falls es einen Nachfolger mit vernünftigem AF gibt, werden alle anderen Kameras ausgemustert.