Analoge 16mm-Filmkamera Arri 16ST
Eine Legende aus den 50er Jahren.
Arriflex 16ST mit Angénieux 12-150/1:2-2.8 und 120m-Kassette
Diese Seite widmet sich der Kamera Arriflex 16ST und hat folgende Inhalte, die direkt angesprungen werden können. Diese Seite wird ab und an mal wieder erweitert und neue Aspekte werden hinzugefügt. Die Seite wird also in der nächsten Zeit nach und nach ausgebaut.
Filmkamera Arriflex 16ST
Der Objektivrevolver
Objektive
Zubehör Arri 16ST
Die Motoren
Der Handregelmotor
Der Selbstregelmotor
Der Quarz-Synchronmotor
Die Kassetten
Film einlegen
Sonstiges Zubehör
Betrieb
Gebrauchtkauf
Bildstandstest
Hilfe und Bedienungsanleitung
Analoge Filmkamera 16mm?
Im Zuge meiner fotografischen Erlebnisse und meiner Kameras kam ich auch dazu mich mit Filmkameras zu beschäftigen. Ende der 80er Jahre habe ich mit 16mm-Film experimentiert und einige Filme belichtet und geschnitten. Dazu habe ich mir damals eine Pentacon AK16 gekauft und bin damit losgezogen. Heute habe ich wieder eine AK16 aber die Arris sind natürlich eine andere Klasse und an denen kommt man nicht vorbei, wenn man sich mit alten Filmkameras beschäftigt. Besonders gefällt mir die 16ST, welche noch fast ohne Elektronik auskommt und dadurch sehr robust ist. Selbst heute noch sind diese Kameras zum Filmen geeignet, falls man etwas mit 16mm-Film machen möchte. Das Problem ist eher das Filmmaterial und seine Entwicklung – aber das ist eine andere Geschichte. Noch ist nicht alles verloren 😉
Kamera im Einsatzkleid – Body, 1 Festbrennweite, Kompendium, 30m-Spule
Arriflex 16ST
Die 16ST zu beschreiben, ist eigentlich wie Eulen nach Athen tragen aber der ein oder andere möchte sich erst einmal ein paar grundlegende Informationen holen und ist dann hier an der richtigen Stelle. Bereits 1924 entwickelte Arnold und Richter eine Filmkamera, die KINARRI 35 für das damals verbreitete Kinomaterial. Erst nachdem die Arriflex 35 ab 1937 ihren Siegeszug antreten konnte und auch im Krieg vielfach verwendet wurde, kam die 16mm-Variante 1952 ins Spiel. Die 16ST war das Highlight der Profis und einiger weniger Amateure, wenn es um Flexibilität und Leichtigkeit ging. Aktualität der Berichterstattung aber auch das Fernsehen mit seinen Filmen stand im Fokus der kleinen Kamera. Erst 1965 kam die nächste Version der Arri 16 mit der BL auf den Markt. Die 16ST war jedoch weiterhin DIE Kamera für 16mm am Markt, genau wie der Bulli von VW zu dieser Zeit. Erst 1975 ist Arri wieder ein großer Wurf mit der – diesmal mit Elektronik vollgestopten – Arriflex 16SR gelungen, die noch zwei weitere Versionen 2 und 3 nach sich zog. Sie war auch das letzte Filmmodell im 16mm-Bereich, denn später hielt die Videotechnik Einzug. Die 16ST bleibt der Inbegriff einer coolen und flexiblen Spiegelreflexkamera der vergangenen 16mm-Zeit. Hier eine Zusammenfassung der wichtigsten Merkmale:
- seewasser- und tropenfestes Gehäuse aus Leichtmetall
- Spiegelreflexsystem mit Spiegelblende 180 Grad aus Spezialglas
- Transportgreifer mit Sperrgreifer (pinregistered) = sehr guter Bildstand
- Objektivrevolver für 3 Objektive mit Synchronblende (abstellbar)
- Bildgeschwindigkeiten 8/24/25/48 B/s
- Tachometer, Bildzählwerk, Meterzählwerk
- 1/4 und 3/8 Zoll Stativgewinde
- Gewicht 5,2 kg inkl. 120m-Kassette (ohne Motor)
- auswechselbare Sucherokulare und Verlängerungsstück
- Okularverstellung (Fehlsichtigkeit)
- Mattscheiben können gewechselt werden
- Ösen für Trageriemen
- für 30m-Tageslichtspulen, 60m-Kassetten und 120m-Kassetten
- Kompendium
- verschiedene Motoren (Handregelmotor, Selbstregelmotor, Synchronmotor
Mit der Zeit wurde die 16ST mit zusätzlichen Dingen ausgestattet, so dass innerhalb der Baureihe recht unterschiedliche Kameras existieren. Auf dieser Seite sieht man eine Kamera mit einem Pilottongeber und eine Kamera mit einem Belichtungsmesser TTL.
Die Preise für diese Kamera waren damals sehr hoch. So kostete die Arri 16ST im Jahre 1984 mit Belichtungsmesser und Meterzählwerk 18.800 DM, die mit Pilotton 1.000 DM mehr. Der nicht enthaltene Handregelmotor kostete 1.600 DM, ein Quarzmotor sogar 6.000 DM. Eine zusätzliche 120m-Kassette mit Motor schlug dann noch einmal mit 1.500 DM ins Kontor. Doch damit konnte man ja noch nicht filmen. Wechselsack (300 DM), Akku 4Ah (1.100 DM), Ladegerät (800 DM) und ein Koffer (1.000 DM) ergaben einen Gesamtpreis von mindestens 25.000 DM – wie gesagt, 1984. Inflationsbereinigt wären das heute ca. 24.500 Euro. Zusätzlich benötigte man natürlich Projektor, Schneidetisch, Tonequipment und Filmmaterial – oft auch einen Leuchtenpark. Billig war das sicherlich nicht. Die Preise für moderne Videokameras liegen aber im ähnlichen Bereich – verglichen mit dem 16mm-Format damals.
Kamera mit Pilottongeber und Objektiv Vario-Sonnar 2,8/10-100 von Zeiss mit Gegenlichtblende von Tiffen
Kamera mit einem Belichtungsmesser
Der Revolverkopf
Die Kamera ist mit einem Objektivrevolver ausgerüstet, den es so kaum an einer anderen Kamera gibt. Der Revolver kann drei Objektive mit verschiedenen Brennweiten aufnehmen, wobei auch das Zoomobjektiv gleichzeitig eingesetzt werden kann. Bei sehr weitwinkligen Objektiven muss man prüfen, ob es Abschattungen gibt, was man durch den Reflexsucher einfach bewerkstelligen kann – normalerweise tritt dies aufgrund der divergierenden Achsen nicht auf. Beim Einsetzen der Objektive die beiden Sperrklammern auseinanderdrücken und das durch eine Drehung Objektiv verriegeln. Beim Objektivwechsel immer den Revolver an den Schwenkgriffen drehen, da sonst die Fassungen ausleiern. Sollten Fassungen leer bleiben, unbedingt die Staubschutzkappen einsetzen.
Hinweise:
- Die Objektivfassungen entsprechen der Arriflex 35!
- Eine Fassung ist als Stahlfassung ausgeführt.
- Die kürzeste Brennweite beträgt 5,7mm.
- Objektive ohne Abdeckung lassen kein Licht auf den Film, wenn sie nicht in der Hauptachse liegen.
- Lange Objektive sollten durch die Arri-Objektivstütze gestützt werden.
Objektivrevolver mit einem Vario-Sonnar 10-100 bestückt
Die Objektive
An der 16ST können fast alle Objektive der Arri-Serie mit Standardfassung eingesetzt werden. Die Auswahl ist groß aber meist werden heutzutage Vario-Objektive eingesetzt, wie z.B. das Vario-Sonnar 2.8/10-100 oder das 1.8 von Zeiss oder die Objektive von Angénieux, z.B. das 12-150/1:2-2.8, welches einen sehr großen Zoombereich hat. Im extremen Weitwinkelbereich kommen dann wieder Festbrennweiten zum Einsatz.
links das Vario-Sonnar 10-100/1.8 von Zeiss, Mitte das Vario-Sonnar 10-100/2.8, rechts das Angénieux 12-150/2-2.8, unten das 8mm
Front Objektiv Vario-Sonnar 2.8/10-100 von Zeiss mit Gegenlichtblende und Filterhalter von Tiffen
die alten Fassungen hatten noch den Arri-Stempel
die typischen “Ohren” zum einstellen der Blende oder auch Schärfe – je nach Objektiv
Frontansicht der drei weiter oben gezeigten Objektive
Zubehör Arriflex 16ST
Für die Kamera wurde viel Zubehör entwickelt, z.B.:
- Handregelmotor (8-48 B/s)
- Selbstregelmotor (24 und 25 B/s)
- Quarz-Synchronmotor
- Zusatzkassetten 60 und 120m mit zus. Antrieb
- Kompendium mit Filterhalter
- Bruststativ
- Alukoffer für die Kamera in verschiedenen Versionen
- Stativbrücke, Bridge
- verschiedene Akkus
- und mehr
Die Motoren
Die 16ST kann mit verschiedenen Motoren betrieben werden, wobei die Versorgungsspannung unterschiedlich sein kann. Es gibt Motoren für 8 und 12 Volt und für Netzspannung. Folgende Motoren können eingesetzt werden:
- Handregelmotor (8-48 B/s)
- Selbstregelmotor (24 und 25 B/s)
- Quarz-Synchronmotor
Je nach Einsatzzweck kamen die unterschiedlichen Motoren zum Einsatz. Im Studio und bei Fernsehaufnahmen wurde natürlich mit 25 B/s belichtet und der Synchronmotor wurde benutzt. Im normalen Alltag unterwegs kam meist der Handregelmotor an die Kamera und die Selbstregelmotoren gab es später auch mit einem Transistor.
Der Handregelmotor
Das war der Allroundmotor der Kamera. An dem hinteren großen Ring kann die Geschwindigkeit stufenlos von 8 bis 48 B/s eingestellt werden. Überprüft wird die Geschwindigkeit mit dem Tachometer – natürlich mit eingelegtem Film. Am Ende des Motors konnte man den Film per Hand weiterdrehen und auch den Rückwärtslauf einstellen (mit dem etwas größerem Rändelrad).
Handregelmotor 12V in einer frühen Ausführung (Rückwärts-Vorwärts-Stellung am Friktionsrad hinten einstellbar)
am Tachometer kann man die Geschwindigkeit ablesen
Handregelmotor mit Transistor und Vorwärts-Rückwärts-Schalter (sonst am Friktionsrad)
Der Selbstregelmotor
Das war der genaue Motor der Kamera für Film (24 B/s) und Fernsehen (25 B/s).
Der Synchronmotor
Ein Motor für Fernsehaufnahmen im Studio aber auch außerhalb. Für den Betrieb des Motors ist eine 7Ah-Batterie notwendig.
Die Kassetten
Für die ST gab es zusätzlich zum kleinen Gehäuse zwei größere Kassetten, um längere Aufnahmen machen zu können. Der Motor der ST war jedoch zu schwach für die großen Kassetten, so dass man den Kassetten einen zusätzlichen Antrieb spendierte. Dieser Antrieb lässt sich schnell wechseln, so dass man bei weiteren Kassetten keine zusätzlichen Motoren benötigte. Ein Rückwärtslaufen war mit den Kassetten nicht möglich und man musste außerdem aufpassen, dass die Versorgungsspannung des Motors mit der Kassette übereinstimmte, sonst gab es Salat. Also mussten 12-V-Motore auch mit einem 12V-Kassettenantrieb zusammen genutzt werden. Wenn man die großen Kassetten nutzte, war der Suchereinblick nicht mehr optimal, so dass man das Sucherverlängerungstück benötigte, um komfortabel drehen zu können.
das Innere der Kamera – für Tageslichtspulen 30m ohne Kassette nutzbar
angesetzte 120m-Kassette
Sonstiges Zubehör
Zu diesen Teilen werde ich später weitere Ausführungen hinzufügen.
der kleine Transportkoffer für die Arri 16ST
Betrieb
Folgt später.
Gebrauchtkauf
Der Gebrauchtkauf einer Arri 16ST gestaltet sich nicht immer einfach. Viele Kameras wurden professionell genutzt und können unter Umständen verschlissen sein. Meist sieht man das schon am äußeren Erscheinungsbild. Die Motoren sind dabei nicht das Problem, denn diese können ja einfach getauscht werden. Meist sind es die Greifersysteme, obwohl sie sehr robust gebaut sind. Wurde die Kamera regelmäßig gewartet, kann sie auch heute noch funktionieren. Was sollte also überprüft werden:
- Überprüfung auf übermäßigen Verschleiß (kann in einigen Werkstätten noch gemacht werden)
- Beseitigung der Verharzung durch altes Öl (ist oft der Fall)
- Versorgung der Ölstellen mit dem richtigen Öl und vor allem sparsam
- Messung der Bildgeschwindigkeiten
- Messung der Gleichförmigkeit der Geschwindigkeit (Voraussetzung ist ein eingemessener Motor)
Wer mit der Kamera drehen möchte, sollte als erstes einen Bildstandstest machen. Hier werden gekreuzte Linien oder Romben gefilmt und der Film wird dann ein zweites mal belichtet. Sollte es bei der Projektion Schwankungen zwischen den Linien geben (senkrecht oder horizontal), ist der Bildstand nicht mehr korrekt und muss geprüft werden.
Hilfe und Bedienungsanleitung
In der heutigen Zeit ist es nicht einfach, jemanden zu finden, der für diese Kamera noch etwas Unterstützung anbietet. Ob es nun eine Bedienungsanleitung ist oder ein paar Tipps – manchmal möchte man ja auch mehr über seine bereits erworbene Kamera wissen. Eine englische Bedienungsanleitung kann ich per Mail zusenden, wenn ich danach gefragt werde. Diese Seiten geben nun schon ein paar Aufschlüsse und ich hoffe, ich konnte damit etwas helfen. Manchmal braucht man ein paar Informationen mehr – wenn ich diese habe, kann ich sie ebenfalls zur Verfügung stellen. Es kommt halt immer drauf an, wieviel Zeit ich gerade zur verfügung habe.